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Levomethadon als Substanz

  • Levomethadon (L-Polamidon®) ist ein vollsynthetisch hergestelltes Opioid (chemisch heterogene Gruppe halbsynthetischer und synthetischer Substanzen, die morphinartige Eigenschaften aufweisen und an Opioidrezeptoren wirksam sind) mit starker schmerzstillender Wirksamkeit.
  • Es ist ausschliesslich als Lösung zum Einnehmen erhältlich, die Konzentration beträgt 5mg/ml und ist damit doppelt so wirksam wie Methadon.
  • Durch die tiefere Dosierung kann es in Folge zu einer besseren Verträglichkeit und zu einem geringeren Interaktionspotential kommen.
  • Levomethadon ist ein reiner Agonist am μ (Mü)-Opioid-Rezeptor und am χ (Kappa)-Opioid-Rezeptor.
  • Es hat als Heroin-Ersatzstoff im Rahmen von OAT seine Wirksamkeit bewiesen und ist in der Schweiz seit 2015 zur OAT von opioidabhängigen Patienten zugelassen. 

Chemie

  • Levomethadon ist das wirksame R(-)-Enatiomer von Methadon, einem Razemat (Gemisch aus zwei spiegelbildlichen Molekülen, sogenannten Enantiomeren, die zu gleichen Anteilen mit je 50 Prozent vorliegen).
  • Das S(+)Enantiomer Dextromethadon (rechtsdrehend) hat nur 1/50 der analgetischen Wirkung und keine substituierenden Effekte.

Strukturformel:

Levomethadon

Limitatio

Eine verschreibende Ärztin oder ein verschreibender Arzt muss beachten, dass mindestens eine der folgenden Voraussetzungen erfüllt ist, damit Schwierigkeiten bei der Übernahme der Krankheitskosten durch die Krankenkasse vermieden werden.

  • Starke Nebenwirkungen unter Methadon-Razemat
  • Substanzbelastung bei Hochdosierung von Methadon-Razemat > 100 mg/d
  • Vorliegen eines erhöhten Risikos für die durch QTc-Verlängerung induzierte Herzrhythmusstörung.

Pharmakokinetik

  • Die Wirkung des Opioidagonisten setzt ein bis zwei Stunden nach der oralen Gabe ein und hält bei Einmalgabe sechs bis acht Stunden an.
  • Bei wiederholter Gabe steigt die Wirkdauer durch das Erreichen des pharmakokinetischen Gleichgewichts auf 22 bis 48 Stunden, somit ist einmalige Gabe ausreichend.
  • Levomethadon darf bei Schwangeren oder stillenden Müttern nur unter strenger Indikationsstellung und ärztlicher Überwachung angewendet werden, ist aber im Vergleich zur Fortführung des illegalen Heroinkonsums meistens indiziert --> Die lipophile Substanz tritt in die Muttermilch über und passiert die Plazentaschranke und kann beim Säugling ein behandelbares Entzugssymptom verursachen.
  • Der Abbau des Medikaments erfolgt über die Leber unter Beteiligung mehrere CYP-Enzyme, insbesondere CYP450 3A4. Die Ausscheidung erfolgt sowohl renal als auch biliär.
  • Die Plasmahalbwertszeiten liegen zwischen 16 und 53 Stunden und verlängern sich mit dem Alter und bei chronischen Leber- und Nierenerkrankungen.

Wirkmechanismus

  • Es erzeugt als synthetischer Opioidagonist morphinartige Wirkungen, welche die Entzugssymptome Opioidabhängiger unterdrücken.
  • Die orale Levomethadon-Einnahme ruft, abhängig von der Dosis und der Dauer der OAT, eine Toleranz hervor.
  • Die orale Einnahme verhindert einen raschen Konzentrationsanstieg im Gehirn und vermindert so die euphorisierende Wirkung.

Hier finden sie weitere Infos zu Interaktion, Kontraindikation und Nebenwirkungen sowie ein Artikel der Arud zu den Methadon-Enantiomeren.

 

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