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Abhängigkeit, schädlicher Gebrauch, Intoxikation und Entzug

  • Die Auswirkungen des Konsums sind stark von Einnahmeart, Kontext und individueller Disposition der Konsumierenden abhängig, siehe auch Factsheet.
  • Der grösste Teil der Cannabis Konsumierenden entwickelt keine Abhängigkeit.
  • Bei ca. der Hälfte der regelmässig Konsumierenden treten jedoch psychische und/oder physische Abhängigkeitssymptome auf.
  • Die Überwindung der psychischen Abhängigkeit stellt dabei die grössere Herausforderung dar, während der körperliche Entzug in der Regel unproblematisch, respektive ohne Symptome verläuft.

Abhängigkeit nach ICD-10

Die Diagnose "Abhängigkeit" nach ICD-10 sollte nur gestellt werden, wenn während des letzten Jahres drei oder mehr der folgenden Kriterien gleichzeitig mindestens einen Monat lang oder wiederholt innerhalb von zwölf Monaten erfüllt waren:

  • ein starker Wunsch oder ein Zwang, Cannabis zu konsumieren (craving)
  • verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums
  • ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums (s.u.)
  • Nachweis einer Toleranz; Um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen hervorzurufen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich
  • fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Konsums, erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen
  • anhaltender Konsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen physischer oder psychischer Natur

Schädlicher Gebrauch nach ICD-10

  • Eine tatsächliche Schädigung der psychischen oder der körperlichen Gesundheit liegt vor
  • Die Schädigung ist nachweislich auf Cannabiskonsum zurück zu führen
  • Das Gebrauchsmuster besteht seit mindestens einem Monat oder trat in den letzten zwölf Monaten wiederholt auf
  • Die Diagnose einer Abhängigkeit kann ausgeschlossen werden

Intoxikation

  • Reine Cannabisintoxikationen sind in der Regel nicht lebensbedrohlich, solange sich Konsumierende nicht in einer gefährlichen Situation befinden (Strassenverkehr, Arbeit u.ä.), siehe auch Toxikologie und Nebenwirkungen THC. In diesem Sinne ist bislang kein Todesfall in Folge einer Überdosierung bekannt, wohl aber z.B. Unfälle mit Todesfolge.
  • Symptomatik klingt in der Regel nach 3-5 Stunden ab
  • Die untenstehenden Symptome werden als Folge einer Intoxikation beschrieben:
    • Euphorie ("high") mit konsekutiver Müdigkeit
    • Entspannung und psychomotorische Verlangsamung
    • Motorische Störungen
    • Kognitive Störungen (Konzentration, Aufmerksamkeit, Reaktionszeit usw.)
    • Formale Denkstörungen (assoziative Lockerung, Weitschweifigkeit u.a.)
    • Wahrnehmungsstörungen (Zeiterleben, Synästhesien, Halluzinationen u.a.)
    • Depersonalisations- und Derealisationserleben
    • Appetitzunahme, sowie auch Übelkeit und Erbrechen
    • Situationsinadäquates Witzeln, Gleichgültigkeit bis akute Panikreaktion
    • Seltener akute psychotische Reaktion
    • Bei sehr hohen Dosen: toxisches Delirium (Verwirrtheit, Amnesie, Halluzinationen)

Entzug

  • Entzugssymptome können nach regelmässigem Konsum etwa 10 Stunden nach Konsumende auftreten und 7-21 Tage andauern mit einem Höhepunkt nach ca. 3-6 Tagen.
  • Dauert die Symptomatik darüber hinaus an, sind allfällig vorhandene komorbide Störungen abzuklären.
  • Ein Cannabisentzugssyndrom kann sich in folgenden Symptomen manifestieren:
    • Craving, Appetitverminderung, Schlafstörungen, Dysphorie, Affektlabilität, Angst, Hyperalgesie oder auch Hypalgesie (v.a. Kopf, Bauch, Muskeln), Schwitzen (vor allem nachts), allgemeine Irritabilität und Reizbarkeit, Aggressivität, innere Unruhe und merkwürdige Träume.
    • Symptomatik ist in der Regel nicht schwer ausgeprägt.
    • Erneute Gaben von Cannabis beseitigen die Erscheinungen.
  • Hier finden Sie Hinweise zum ambulanten und stationären Entzug, vergl. dort auch gleichzeitiger Konsumstopp von Cannabis und Tabak.

 

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