Opioidagonistentherapie (OAT) bei Opioidabhängigkeit
Zur raschen Orientierung über die korrekte Durchführung einer OAT1, einer therapeutischen Massnahme auf evidenzbasierten wissenschaftlichen Erkenntnissen, empfehlen wir den "OAT Start in 1 Konsultation" (best practice, geeignet für routinierte Ärztinnen oder Ärzte) oder "OAT Start in 2 Konsultationen". Siehe auch Empfehlungen des BAG, der SSAM und der VKS/AMCS.
Opioidabhängigkeit
- ist in der Regel ein Langzeitgeschehen
- bedarf dementsprechend einer längerfristigen und interdisziplinären therapeutischen Begleitung
- führt zu deutlich erhöhter Mortalität und Morbidität, häufig kombiniert mit Beikonsum anderer psychoaktiver Substanzen (Nikotin, Kokain, Alkohol, Benzodiazepine)
Opioidagonistentherapie (OAT)
- ärztlich verordneter Ersatz eines illegal konsumierten Opioides durch ein legales Medikament (Methadon, Levomethadon, retardiertes Morphin (SROM), Buprenorphin, Diacetylmorphin (Heroin)) mit flankierenden somatischen, psychiatrischen, psychologischen, sozialarbeiterischen und/oder sozialpädagogischen Massnahmen
- bedarf einer kantonalen (Methadon, Levomethadon, SROM, Buprenorphin), bzw. eidgenössischen (Diacetylmorphin/Heroin) Bewilligung (BetmG Art. 3e)
- gehört zur Pflichtleistung der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP)
- ermöglicht eine evidenzbasierte Behandlungsbasis, welche sich durch Kontinuität auszeichnen soll
- führt eine instabile, dekompensierte in eine stabile kompensierte Abhängigkeit
- erlaubt Organisation der Grundbedürfnisse (Wohnen, Lebensunterhalt, sozialer Rahmen) durch Wegfall des Beschaffungsstresses
- kann (bei ausreichend hoher Dosis) den Beikonsum anderer Substanzen (vorallem Opioide u. Kokain) reduzieren
- reduziert Mortalität und Morbidität bei Opioidabhängigkeit
- verbessert Behandlungsmöglichkeiten somatischer Erkrankungen, vor allem Infektionserkrankungen (z.B. Hep. C, HIV)
- verbessert Lebensqualität
- berücksichtigt sich abwechselnde Phasen eher palliativ-medizinischer bzw. abstinenzorientierter Behandlung
- wird erleichtert durch eine akzeptierende Grundhaltung, siehe dazu auch "Empfehlungen zum Beratungssetting in Substitutionsbehandlungen" und die Anwendung einer motivationsfördernden Gesprächstechnik
- unter Veranstaltungen finden Sie Möglichkeiten des Austausches mit anderen Fachleuten
- weiterführende Information, siehe Opioid-Agonisten-Therapien: Leitprinzipien für Gesetzgebung und Reglementierung
Methadon, Levomethadon, SROM und Buprenorphin
- Methadon, Levomethadon, SROM und Buprenorphin sind aus medizinischer Sicht grundsätzlich gleichwertige Opioidagonisten mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen, siehe auch Tabelle aus den Empfehlungen der SSAM Synopsis Methadon, Buprenorphin, SROM
Heroingestützte Behandlung
- Die OAT mit Diacetylmorphin ist in der Arztpraxis bis anhin nicht möglich; hierfür gelten besondere Bestimmungen (Heroingestützte Behandlung)
Siehe auch Artikel Substitutionsgestützte Behandlung: Gut zu wissen, ... von Dr. med. Johannes Strasser, Ärtzlicher Leiter Ambulanter Dienst Sucht und Zentrum für Heroingestützte Behandlung, UPK Basel.
1Der Begriff Substitution soll nach neuerer Ansicht vermieden werden, da er stigmatisierend wirkt, und durch den neutralen Begriff Opioidagonistentherapie (OAT) ersetzt werden. Damit soll betont werden, dass die Behandlung einer Opioidabhängigkeit sich in ihrem Wesen nicht von einer anderen pharmakotherapeutischen Behandlung einer Erkrankung in der Medizin unterscheidet.