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Opioidüberdosierung / Opioidintoxikation

Zu einer Überdosierung und damit Intoxikation von Opioiden kommt durch:

  • Versehentliche Überdosierung (Veränderung des Reinhaltsgehalts des Heroins)
  • Nach Konsum von früher gewohnten Dosen Opioiden (meist Heroin) bei fehlender Opioidtoleranz nach einem Entzug bzw. bei sehr niedrigen Opioiddosierungen in einer OAT (Aufklärung über Toleranzabnahme)
  • Mischintoxikationen vor allem mit Benzodiazepinen und Alkohol
  • In suizidaler Absicht

Folgende Symptome werden beobachtet:

  • Bewusstseinsstörung
  • schwere Atemdepression
  • vom Sinusknoten ausgehende  Herzfrequenzerniedrigung (Sinusbradykardie)
  • Blutdruckabfall (arterielle Hypotonie)
  • Pupillenverengung (Miosis)
  • Fehlende Reflexe (Areflexie)
  • Krampfanfall
  • Im weiteren Verlauf Lungenödem und Koma

Diagnose:

  • Trias Bewusstseinsstörung, Atemdepression, Miosis
  • Toxikologische Diagnostik

Therapie:

  • Herzkreislaufstabilisierung
  • Beatmung, nach Möglichkeit mit Maske, allenfalls Intubation
  • Gabe von Naloxonhydrochlorid (Opioidantagonist)

Naloxonhydrochlorid:

  • Aufhebung von Koma und Atemdepression nach Opioidvergiftung
  • Bei Opioidintoxikation erhalten Erwachsene 0,4-2 mg Naloxonhydrochlorid langsam intravenös. Die Patientin oder der Patient wird 3 Minuten lang beobachtet. Bessert sich der Zustand nur unzureichend, wird eine weitere Dosis von 0,4 mg verabreicht. Wenn nötig, folgen weitere Dosen jeweils alle 2-3 Minuten. Wenn nach Gabe von 10 mg keinerlei Wirkung beobachtet wird, sollte die Diagnose einer opioidbedingten Vergiftung in Frage gestellt werden.
  • Neu steht ein Naloxon-Nasenspray zur Verfügung (Nyxoid®Nasenspray 1.8 mg). Bei Opioidüberdosierung mit Atemdepression Verabreichung 1 Sprühstoss in ein Nasenloch; bei nicht ansprechen erneute Gabe nach 2-3 Minuten bzw. ansprechen und erneute Atemdepression erneute Gabe. Abgabe kann durch geschulte Laien und Peers erfolgen, ersetzt jedoch nicht die Behandlung durch den ärztlichen Rettungsdienst.
  • Es muss darauf geachtet werden, dass die Wirkungsdauer von Opioiden länger sein kann als die von Naloxon, wodurch ein Wiederauftreten der Atemdepression möglich ist. Eine sorgfältige Überwachung der Patientinnen und Patienten ist daher unerlässlich.
  • Cave Buprenorphin: hat eine grössere Rezeptoraffinität, weshalb Naloxonhydrochlorid höher dosiert eingesetzt werden muss (5-10 mg i.v.), besser wird die Verabreichung über eine Infusion eingesetzt. Lange Überwachung notwendig wegen langer Halbwertszeit von Buprenorphin.
  • Eine vollständige Aufhebung der Opioidwirkung bei süchtigen Patientinnen und Patienten ruft ein akutes Entzugssyndrom hervor.
  • Wegen Opioidintoxikation mit Naloxon behandelte Patientinnen und Patienten laufen Gefahr, aufgrund schlagartig einsetzendem massivem Verlangen nach Heroin auch gegen ärztlichen Rat fluchtartig das Behandlungssetting zu verlassen, um erneut Heroin zu konsumieren, dies mit dem Risiko des Auftretens einer noch schwereren Intoxikation nach Abklingen der Naloxon-Wirkung.

 

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