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Einleitung

  • Kokain gehört zur Gruppe der Stimulanzien und wird auf dem Schwarzmarkt der Schweiz vor allem als Kokainhydrochlorid in Pulverform, aber auch als freie Kokain-Base in Form von «Crack» verkauft. Während Kokainhydrochlorid meist geschnupft wird, kann die freie Base geraucht oder inhaliert werden. Ein Injektionskonsum von Kokainhydrochlorid findet fast ausschliesslich im Rahmen von schweren Substanzkonsumstörungen statt.
  • Kokain ist nach Cannabis derzeit die zweithäufigst konsumierte illegale Substanz in der Schweiz, wie auch in ganz Europa. Der Kokainkonsum ist in den letzten Jahren stark angestiegen und hat damit eine grössere Verbreitung in der Bevölkerung erreicht.
  • Der Reinheitsgrad des Kokains ist in der Schweiz in den letzten Jahren immer weiter angestiegen und liegt inzwischen im Mittel bei 75-80%. Dennoch treten immer wieder Streckmittel auf, wie z.B. das in der Tiermedizin verwendete Entwurmungsmittel Levamisol, die zusätzliche toxische Wirkungen entfalten können.
  • Aktuelle repräsentative Befragungsdaten über den Kokainkonsum in der Schweizer Allgemeinbevölkerung liegen nicht vor. Abwasseranalysen zeigen aber, dass Schweizer Städte im europäischen Vergleich sehr hohe Konzentrationen des Kokainmetaboliten Benzoylecgonin aufweisen, was auf einen verbreiteten Konsum hindeutet.
  • Grundsätzlich können zwei Gruppen von Konsumierenden unterschieden werden:
    • Gelegenheits- oder Freizeitkonsumierende, die Kokain meist in Kombination mit Alkohol und im Party-Kontext konsumieren. Diese Gruppe ist überwiegend gut sozial integriert, verfügt über finanzielle Mittel und weist häufig keine psychiatrischen Komorbiditäten auf.
    • Konsumierende in einer Abhängigkeit, welche oft einen Polysubstanzkonsum (Alkohol, Opioide, Benzodiazepine) aufweisen und von denen viele sozial marginalisiert und stigmatisiert sind. In dieser Gruppe sind psychiatrische Komorbiditäten häufig, und im Rahmen der Abhängigkeitserkrankungen können diverse somatische Komplikationen auftreten.
  • Gelegenheitskonsumierende ohne Abhängigkeit können im Rahmen der Beratung über die spezifischen Risiken des Konsums aufgeklärt werden. Eine Behandlung ist hier nur notwendig, wenn eine spezifische Indikation vorliegt. Diese Gruppe von Konsumierenden reagiert meist gut auf hochstrukturierte Behandlungsformen (z.B. Einbezug von Bezugspersonen, psychiatrische, psychologische oder medizinische Behandlung). Informationen über Auslöser für den Kokainkonsum (z.B. Alkoholkonsum), sowie über die Auswirkungen des Kokains auf den Schlaf und das Risiko einer depressiven Symptomatik einige Tage nach dem Konsum sind von wesentlicher Bedeutung.
  • Wie bei anderen Substanzstörungen ist auch bei Vorliegen einer Kokainabhängigkeit die Erhaltung bzw. Wiedererlangung der Gesundheit und der sozialen Integration das wichtigste Therapieziel. Abstinenz oder ein moderater, gesundheits- und sozialverträglicher Konsum sowie die Behandlung entsprechender Begleit- und Folgeerkrankungen können dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Im Vordergrund stehen verhaltensbezogene psychotherapeutische Interventionen (z.B. motivierende Gesprächsführung, kognitive Verhaltenstherapie, Kontingenzmanagement, achtsamkeitsbasierte Verfahren), die sich stark an den individuellen Anliegen und Bedürfnissen der Betroffenen orientieren sollten, insbesondere um Behandlungsabbrüche zu vermeiden. Derzeit sind keine Medikamente zur Behandlung der Kokainabhängigkeit zugelassen, aber medizinische Stimulanzien (z.B. Methylphenidat) werden von Suchtmedizinern gelegentlich «off-label» angewendet.
  • Bei Konsumierenden mit Mischkonsum, z.B. von Heroin und Kokain (und anderen Substanzen), muss im Einzelfall evaluiert werden, welche Substanz das Hauptproblem darstellt, und die Therapie sollte darauf ausgerichtet werden (d.h. bei vorherrschender Opioidabhängigkeit sollte diese primär, jedoch nicht ausschliesslich, behandelt werden, z.B. im Rahmen einer Opioidagonistentherapie). Bei Opioidagonistentherapien der Opiatabhängigkeit stellt Kokain häufig einen relevanten Störfaktor dar. Grundsätzlich sollten aber alle Substanzen, für die eine Abhängigkeitsproblematik besteht, auch in der therapeutischen Behandlungsplanung angegangen werden (z.B. Alkohol).
  • Siehe auch weitere Infos der SSAM: Therapieformen bei Crack- und Kokainkonsum und Positionspapier Kokain und Crack.

Ziele für die Hausärztin/den Hausarzt

  • Ein potentieller Kokainkonsum sollte wie der Konsum von Tabak, Alkohol und Cannabis, aktiv und regelmässig angesprochen werden. 
  • Es sollten Informationen zu den Risiken und zur Schadensvermeidung bei Kokainkonsum vermittelt werden.
  • Die beiden typischen Kokain-Patient/innengruppen sollten unterschieden werden können.
  • Das weitere Vorgehen sollte adäquat geplant und eine geeignete suchtspezifische Therapie angeboten werden. Oft bedingt dies eine enge Zusammenarbeit mit einer Suchtfachstelle.
  • Bei Mehrfachkonsumierenden sollte die Hauptsubstanz immer primär behandelt werden, jedoch sind zusätzliche Abhängigkeiten stets mitzubehandeln (z.B. Opioide oder Alkohol).

Methode

  • Zu praxisrelevanten Themen, verpackt in Fallvignetten, werden empirisch erprobte und wissenschaftlich möglichst gut abgesicherte Handlungsanweisungen vermittelt.

Fallvignetten

 

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