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Komorbidität

Eine psychiatrische Begleiterkrankung ist bei Kokainabhängigkeit eher die Regel als die Ausnahme und findet sich bei ca. 2/3 der Betroffenen. Es können auch noch weitere psychische Erkrankungen bestehen, die im Gesamtbehandlungskonzept berücksichtigt werden sollten. Bei Hinweisen auf komorbide Störungen ist der Einbezug einer Fachärztin oder eines Facharztes für Psychiatrie für eine ausführlichere diagnostische Abklärung und Empfehlung einer störungsspezifischen Psycho- und/oder medikamentösen Therapie ratsam. Dabei ist zu berücksichtigen, ob die Patientin/der Patient unter Kokaineinfluss oder in der akuten Entzugssymptomatik steht.

Untersuchung der psychiatrischen Komorbidität

  • Ambulante oder stationäre psychiatrische/psychotherapeutische Vorbehandlung?
  • Kontakt zum Schulpsychologischen Dienst (ADHS?)
  • Suizidalität, frühere Suizidversuche?
  • Selbstschädigendes und selbstverletzendes Verhalten?

Hinweis auf Depressionen

Leitsymptome:

  • Antriebsmangel, keine Fähigkeit zur Freude, suizidale Ideen
  • Schlafstörungen, erhöhte Ermüdbarkeit, verminderte Aufmerksamkeit und Konzentration
  • Schuldgefühle, bei Männern oft auch vermehrte Reizbarkeit

Hinweis auf Angsterkrankung

Leitsymptome:

  • Konkretes Vermeidungsverhalten (soziale Situationen, nie geflogen, kein Fahrstuhl, keine Menschenmengen etc.)
  • Spezifische Ängste (Spinnen und andere Tiere, Höhe, Infektionen etc.)
  • Häufigkeit von Notfallkonsultationen aufgrund von Herzproblemen, Schwindel, Hyperventilation etc.
  • Wiederholtes Scheitern in Prüfungssituationen

Hinweis auf psychotische Störung/Schizophrenie

Leitsymptome:

  • Nicht erklärbarer Karriereknick in der Schule oder Ausbildung (insbesondere im jungen Erwachsenenalter, d.h. Anfang 20 J.), Rückzug von der Familie und Freunden, Antriebsverarmung, „Sonderling“
  • Wahnideen, Beeinflussungsideen, akustische oder optische Halluzinationen
  • Störung von Denken, Fühlen und Wahrnehmung

Hinweis auf ADS / ADHS im Erwachsenenalter

Leitsymptome:

  • Zappelphilippsymptomatik als Kind in der Schule, als Erwachsener vor allem innere Unruhe, verträumt, vergesslich, unzuverlässig, selbstbezogen und affektive Instabilität
  • Oft geringes Selbstwertgefühl, vor allem bei unzureichender Motivation und Stimulation
  • Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit zu fokussieren, relevante innere und äussere Reize auszuwählen und Ablenkungen auszublenden
  • Häufig: Kokain oder Koffein wirken beruhigend, prosozial oder besonders leistungssteigernd
  • CAVE: ein chronischer Kokainkonsum kann das Verhaltensbild einer ADHS vortäuschen (hohe Impulsivität, Konzentrationsschwierigkeiten, Störung des Arbeitsgedächtnisses, Stimmungsschwankungen, vermehrtes Risikoverhalten), daher evaluieren, ob die Problematik in der aktuellen Ausprägung bereits vor dem Konsum und besonders im Kindesalter bestanden hat.

Hinweis auf Persönlichkeitsstörung

Leitsymptome:

  • Die Betroffenen zeigen tiefgreifende, überdauernde, starre und vom soziokulturellen Umfeld abweichende subjektive Erlebens- und beobachtbare Verhaltensmuster, welche die Beziehungen zu anderen Personen und zu sich selber langfristig negativ beeinflussen, wodurch der Lebensalltag beeinträchtigt ist.
  • Sie zeigen ungünstige Überzeugungen über sich selbst und darüber, wie Beziehungen gestaltet werden (können); diese äussern sich in Gedanken wie z.B.: «ich bin nicht wichtig», «niemand versteht mich» oder «In Beziehungen werde ich nicht respektiert».
  • Aufgrund dieser Überzeugungen entwickeln die Betroffenen ungünstige und zu negativen Reaktionen führende Strategien der Beziehungsgestaltung wie z.B.: «wenn man wahrgenommen werden will, muss man heftig auf sich aufmerksam machen» oder «um Aufmerksamkeit zu erlangen, muss ich andere aktiv dazu veranlassen, mich wahrzunehmen».
  • In der Behandlungssituation fallen die Betroffenen durch einen unangemessenen, unflexiblen und herausfordernden Interaktionsstil mit wiederkehrenden Beziehungstests auf, z.B.:
    • sie sind in der Beziehung oft «mühsam» oder «schwierig»
    • sie hinterlassen das Gegenüber häufig irritiert oder ratlos
    • sie stellen oft hohe Ansprüche
    • sie sind selber häufig wenig kooperativ
    • sie halten sich wenig an Regeln und Vereinbarungen.

 

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