Sprache auswählen

header praxis suchtmedizin1200

Chronischer Verlauf

  • Die Zusammenarbeit mit abhängigkeitserkrankten Betroffenen erstreckt sich oft über viele Jahre, vor allem bei Alkoholproblemen gehen Phasen mit unterschiedlichen Konsummustern ineinander über (Abstinenz, problematischer Alkoholkonsum, Abhängigkeit); das Aufsuchen der Hausäztin oder des Hausarztes erfolgt häufig wegen körperlicher Begleitphänomenen; die langdauernde Beziehung ermöglicht oft eine bessere Compliance, auch wenn das Abstinenzziel nicht oder nicht immer erreicht wird
  • Für die verschiedenen Therapieansätze (z.B. Entzug, Langzeittherapie) stehen medikamentöse Behandlungsoptionen zur Verfügung
  • Die somatischen Folgeerscheinungen bieten immer wieder einen guten Einstieg zur Diskussion über die Funktion, die der Konsum von Alkohol erfüllt, über unterschiedliche Trinkmuster und ihre Vor-/ und Nachteile
  • Die hausärztlichen Ziele sollten sich an der aktuellen, realen Veränderungsmöglichkeit der Betroffenen orientieren; neben dem Abstinenzziel sollten bei Bedarf auch andere (Zwischen-)Ziele im Sinne einer Risikominderung (harm reduction) Platz haben, zum Beispiel das kontrollierte Trinken oder Trinken unter Kontrolle
  • Besonders wichtig ist ein angemessener Umgang mit Vorfall / Rückfall-Situationen
  • Hilfreich ist das Aneignen geeigneter Gesprächstechniken (z.B. Motivationale Gesprächsführung, Kurzintervention), die auch in anderen komplexeren Behandlungssituationen nützlich sind, etwa bei der Betreuung von Hypertoniepatientinnen und -patienten, Diabetikerinnen und Diabetikern oder übergewichtigen Patientinnen und Patienten mit wechselnder Compliance und bei Überlagerung mit psychosomatischen Symptomen
  • Bei Hinweisen auf komorbide psychiatrische Erkrankungen (z.B. Angsterkrankung, Depression, ADHS) können psychiatrische Fachkolleginnen oder Fachkollegen hinzugezogen werden
  • Umgehen Sie möglichst das Risiko gekränkt, verärgert oder frustriert die Behandlung abzubrechen, weil Angaben der Betroffenen nicht mit Ihrer Wahrnehmung übereinstimmen; häufig geht es bei Suchtphänomenen um Ambivalenz und Scham, sehr viel seltener um bewusstes Anlügen; Betroffene scheitern so häufig an sich selbst und in ihren Systemen, dass sie es vermeiden, Dritten gegenüber ihr wiederholtes Versagen und ihre Misserfolge zu offenbaren
  • Hilfreich ist ein lösungsorientiertes Vorgehen in kleinen Schritten und nicht aufzugeben, gemeinsam mit den Betroffenen, Ressourcen zu bündeln, angemessene Ziele zu formulieren und sie bei der Erreichung zu unterstützen
  • Unter Veranstaltungen finden Sie Möglichkeiten des Austauschs mit anderen Fachleuten. Vor allem bei den „schwierigen“ Suchtpatientinnen oder Suchtpatienten kann die gemeinsame Betreuung mit der örtlichen Suchtfachstelle von Vorteil sein
  • Seltener werden heute bei sozial isolierten Abhängigkeitserkrankten, deren kognitive Fähigkeiten wegen eines langjährigen Konsumverhaltens eingeschränkt sind, längerfristige oder andauernde Platzierungen im Sinne eines betreuten Wohnens in Spezialeinrichtungen erwogen

 

Impressum