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Fallvignette

Cannabiskonsumreduktion mit MPH

Ein Cannabiskonsument möchte seinen Konsum reduzieren. Als Kind wurde er wegen ADHS mit Ritalin behandelt. Sollte er dies nun als Erwachsener wieder probieren?

Dass in der Pubertät oder in der Adoleszenz Ritalin® oder andere MPH-haltige Medikamente abgesetzt werden, ist recht häufig. Einerseits besteht immer noch die Auffassung, dass ADHS eine Störung des Kindesalters sei, die sich auswachse und dass daher auch die Medikamente abgesetzt werden sollten. Andererseits wollen Jugendliche das Medikament auch häufig nicht mehr länger einnehmen.
Ohne Medikation können die Leitsymptome des ADHS wieder verstärkt auftreten und das Risiko für einen Cannabiskonsum direkt (Selbstmedikation) oder indirekt (Milieu) steigern.

  • Es gibt keine Evidenz dafür, dass Ritalin® und andere MPH-Medikamente einen signifikanten Einfluss auf den Cannabiskonsum haben, wenn er erst einmal vorliegt.
  • Eine Abhängigkeitserkrankung ist keine absolute Kontraindikation für eine Behandlung mit MPH. Jedoch muss vor einer Behandlung mit MPH sichergestellt werden, dass die Patientin oder der Patient aufgrund seines Substanzkonsums von einer Suchtspezialistin oder einem Suchtspezialisten betreut wird.
  • Cannabiskonsum kann Impulsivität und Spannungszustände reduzieren und wird von daher bei ADHS gerne zur Selbstmedikation eingesetzt. Gleichzeitig erhöht der Cannabiskonsum das bereits vorhandene Aufmerksamkeitsdefizit und beeinträchtigt auch die Umsetzung von wünschbaren Handlungsimpulsen, was die Selbstorganisation erschwert.
  • Eine Behandlung mit MPH kann die Patientin oder den Patienten nach einer Reduktion des Cannabiskonsums dabei unterstützen, störende Symptome des ADHS umfassender zu reduzieren, als Cannabis dies konnte (weil es alle Symptome verbessert und nicht nur die einen, die anderen aber veschlechtert).
  • Eine Behandlung mit MPH sollte nur nach der fachärztlichen Sicherstellung der Diagnose ADHS und mit einer begleitenden Psychotherapie erfolgen. Gerade ehemalige Suchtpatientinnen oder Suchtpatienten müssen auch lernen, MPH als Medikament und nicht als Droge einzusetzen. Die medikamentöse Therapie soll aus ärztlicher Sicht engmaschig begleitet und sorgfältig überwacht werden, gegebenenfalls sind Dosisanpassungen für unterschiedliche Lebenssituationen angebracht. Die Verordnung retardierter Präparate beugt einem missbräuchlichen Konsum von MPH vor. 

 

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