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Kokainkonsum und ADHS

  • Genau wie Kokain erhöht Methylphenidat (MPH) die extrazelluläre Dopaminkonzentration. Trotz dieser Ähnlichkeiten hat MPH ein geringeres Abhängigkeitspotential als Kokain. Oral eingenommenes MPH führt im Vergleich zu Kokain sowohl zu einer langsameren Anflutung im Gehirn als auch zu einer länger anhaltenden hohen Dopaminkonzentation, das heisst der vom Kokain bekannte "Kick" tritt deutlich weniger stark auf und mit einem erneuten Konsum muss man länger warten als beim Kokain, um einen spürbaren Effekt zu erzielen.

  • Von vielen ADHS-Betroffenen wird die Medikation mit MPH an den Wochenenden oder in den Ferien unterbrochen oder reduziert, ohne dass dabei „Entzugssymptome“ auftreten, es zeigen sich in der Regel keine Suchtphänomene, wie wir sie von kokainkonsumierenden Patientinnen oder Patienten kennen.

  • Es gibt Hinweise, dass ADHS-Betroffene auf Kokainkonsum eher moderat reagieren, eher ruhig werden.

  • Ein positiver Effekt einer Behandlung von Kokainabhängigen mit MPH ist klinisch (noch) nicht gesichert; in der Forschung und nach klinischen Beobachtungen gibt es einzelne positive Hinweise. Die Mehrzahl der bisher vorliegenden randomisierten kontrollierten Studien zeigt keine Reduktion des Kokainkonsums bei Einnahme von MPH. Quelle: (Dürsteler-MacFarland et al., 2013; Grabowski et al., 1997; Levin et al., 2006 ; Schubiner et al., 2002).

  • Besteht der Verdacht, dass eine Patientin oder ein Patient MPH missbräuchlich konsumiert, dann kann es ggf. auch abgesetzt werden. Empfehlenswerter ist eine Umstellung auf Concerta®.

  • Nur die an ein Polymer gebundene retardierte Formulierung von MPH bei Concerta® scheint einen hinreichenden Schutz vor der missbräuchlichen nasalen Applikation zu bieten (Literatur: Jaffe, 2002).

  • Auch intravenöse Formen des Methylphenidatmissbrauchs sind bekannt, wobei es durch die Tabletten-Zusatzstoffe zu multiplen Organversagen kommen kann. Grund dafür sind die sogenannten Talk-Granulomatose der Lunge, die zu pulmonaler Hypertension, Retinopathie und Arteriitis führen können.

 

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