Fallvignette
Diagnostik ADHS unter Sucht
ADHS-Diagnostik bei Methadonpatient mit Kokainbeikonsum möglich?
Komorbide psychische Krankheitsbilder lassen sich bei bestehender Abhängigkeitserkrankung ohne Entzug der missbrauchten Substanzen und anschliessender Stabilisierung oft nicht sicher diagnostizieren.
In der Praxis lässt sich ADHS jedoch auch unter Konsumbedingungen diagnostizieren, wenn gewisse Rahmenbedingungen erfüllt sind. Dies ist unter anderem daher möglich, weil ein ADHS schon in der Kindheit bzw. Jugend auftritt.
- Die Diagnostik kann nur durch Fachleute erfolgen, die sowohl auf ADHS als auch auf Sucht spezialisiert sind.
- Auch eine stabile Opioidagonistentherapie kann Einfluss auf die Leitsymptome des ADHS haben. Ein ADHS kann deshalb über die Anamnese vor der Abhängigkeitsentwicklung oder über die Beurteilung abstinenter Zeiten präziser abgeklärt werden.
- Kokainbeikonsum erschwert eine ADHS-Diagnose noch weiter, da er sich direkt auf die Leitsymptome des ADHS auswirkt. Er sollte daher, wenn immer möglich, im Diagnosezeitraum sistiert werden.
Bei der Diagnostik eines ADHS stellt sich immer auch die Frage, welche therapeutische Konsequenzen ein positiver Befund für den weiteren Therapieverlauf haben könnte. Bei Erwachsenen mit ADHS und Sucht kann eine ausführliche Diagnostik vor allem die psychosoziale Suchttherapie unterstützen, weil sie behandlungsleitende Hypothesen ermöglicht.