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Missbrauch

  • MPH ist strukturchemisch mit Amphetamin verwandt, aber unterscheidet sich von ihm in den neurochemischen Wirkmechanismen. Es bewirkt primär eine reversible Blockade des Dopamintransporters DAT und eine Erhöhung des extrazellulären Dopamins v.a. im Striatum. Damit weist MPH einen mit Kokain vergleichbaren Wirkmechanismus auf. Im Tierversuch lässt sich mit MPH Suchtverhalten erzeugen. Diese Folgen werden aber beim Menschen in der klinischen Praxis auch beobachtet. Dies obwohl bei oraler Aufnahme der Plasmaspiegel langsamer ansteigt und sich keine Euphorie einstellt.
  • Das theoretische Abhängigkeitspotenzial von MPH lässt sich weiter reduzieren bzw. ausschalten, wenn retardierte und langwirksame Formen von MPH verschrieben werden.
  • Das reale Missbrauchspotenzial von MPH liegt in der Regel weniger in Überkonsum und suchtartigem Missbrauch, sondern
    • auf der ökonomischen Ebene:
      • Es gibt einen Schwarzmarkt für MPH, wodurch die Versuchung bestehen kann, das Medikament zu verkaufen statt es einzunehmen, bzw. eine höhere Dosierung verschrieben zu bekommen, damit ein Teil davon verkauft werden kann.
    • in Mustern, die Suchtpatientinnen oder Suchtpatienten mitbringen:
      • Menschen mit Abhängigkeitsstörungen haben gelernt, dass der Rausch umso stärker und damit besser ist, je höher die Droge dosiert wird. Zwar gibt es bei vielen Substanzen einen Sättigungswert, auf die das nicht mehr zutrifft. Unter Knappheitsbedingungen, wie sie in der Drogenkonsumszene herrschen, wird dieser Wert aber kaum erreicht. Die Lernerfahrung von Menschen in der Drogenkonsumszene ist also tendenziell „mehr = besser“. Menschen mit Suchtverhalten suchen häufig auch Erleichterung durch Substanzkonsum. Werden so geprägte Menschen mit einem Medikament behandelt, das den Ruf als Droge hat, kann das Muster auf MPH übertragen werden. Dies mit der Folge, dass nach immer höheren Dosierungen gefragt wird, weil der gesuchte Effekt nicht eintritt.

 

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